Bei mir ist der Kauf fest geplant, ich werde aber erst übernächste Woche dazu kommen und mir dann erst mal ansehen. Trailer und intuitiver Eindruck sind bei mir soweit sehr gut. . . . Fällt aber auch genau in mein Beuteschema.
Hatte das Steel gestern im Saturn in der Hand, optisch wirklich sehr gelungen. Ich warte aber wegen des Inhalts noch eure Erfahrungsberichte ab, für einen Blindkauf ist mir das Steel noch zu teuer gewesen.
Oh ja, würde ich schon sagen. Es hat zwar etwas gedauert, bis ich mir den Film einmal ansehen konnte, aber das Resultat ist ganz ordenlich gelungen, auch wenn es nicht der ganz große Wurf geworden ist. Was aber eventuell auch daran liegen mag, das man vielleicht auch andere Erwartungen an den Film hat.
Il Primo Re - "Der erste König" auf deutsch - ist eben kein überbordender, pathetischer, durchgestylter und über die Maßen epischer Sandalenfilm im Sinne von "300" oder "Gladiator", weil der Film hier eine ganz andere Prämisse verfolgt. Es geht hier nämlich primär darum, sich der Gründung Roms von einer archäologisch-historisch realistischen Seite zu nähern ohne großes TamTam wie etwa Sergio Corbucccis Romulus und Remus. Kurioser Weise besitzt Il Primo Re auch einige Elemente, die fast identisch umgesetzt worden sind; nur wesentlich rauer, urtümlicher und teilweise ziemlich blutig.
Weil die Kindheit von Romulus und Remus mit der Wölfin für den Film etwas zu phantasisch wäre, obwohl es solche Fälle tatsächlich gegeben hat, lässt der Film dieses Thema einfach weg und beginnt schon mit den erwachsenen Brüdern, die sich als Schäfer durchschlagen. Die Tage sind ruhig, bis eine Flutwelle die beiden in das Reich von Amulius spült, der bereits einen Groll gegen die beiden hegt. Warum, das erfahren wir zwar nicht, jedenfalls werden sie gefangen genommen, noch ehe sie wieder fliehen können. Eigentlich sollten sie in einem blutigen Ritual geopfert werden, doch ihnen gelingt sich zu widersetzen und die anderen Gefangenen aufzuwiegeln, wodurch sie sich befreien können. Sie schlagen sich in die Sümpfe, doch dort wartet bereits ein anderer kriegerischer Stamm, während die Soldaten Numitors ihnen im Nacken sitzen.
Man kann den Film aus drei Perspektiven betrachten, wobei er unterschiedliche Stärken und ein paar kleinere Schwächen zur Schau stellt. Da ist der künstlerische Aspekt als Unterhaltungsfilm, wie der historisch authentisch-realistische Anspruch umgesetzt ist und natürlich ob der Film trotz diesem Anspruchs der Sage gerecht werden kann. Und da sage ich es gleich einmal vorweg: zumindest das hat Il Primo Re mit Bravour gemeistert, obwohl er leider einige künstlerische Schwächen besitzt.
Die größe Schwierigkeit für den Film bestand darin die doch umfangreiche Sage in einen zweistündigen Film zu packen. Aber schon hier hat Matteo Rovere gute Arbeit geleistet, indem er die allzu sagenhafte Elemente herausgenommen hat und uns gleich die erwachsenen Brüder vorstellt. Und zwar als Schäfer, wie man es aus der Sage kennt. Die folgenden Szenen der Gefangennahme, des blutigen Rituals und des Ausbruchs erinnern zwar sehr arg an Corbucccis Romulus und Remus, doch hier ebenfalls nicht minder spannend, actionreich und blutig. Danach aber geht The First King eigene Wege und nimmt etwas an Fahrt raus, um sich näher mit den Figuren zu beschäftigen. Erst hier fällt auf, dass keiner der Brüder bisher den Namen des anderen gesagt hat. Man also nicht wissen kann, wer hier wer und somit am Ende sterben muss. Bis zum Kampf mit dem Stamm in den Wäldern funktioniert der Film jedenfalls gut als raue, blutige Abenteuergeschichte. Aber dann fällt der Film leider in ein kleines Loch und stagniert etwas zu sehr auf der Frage, warum Remus nun langsam den Verstand verliert. Auch hatte ich den Eindruck, als würde hier ein ganzes Stück Narrative fehlen. Das Finale wiederum nimmt noch einmal Fahrt auf und endet in einem wilden Gemetzel, bei dem letztendlich der ethische Boden für das Königreich Rom gelegt wird. Dabei ist auch eine mir etwas zu pathetische Rede von Romulus, die ich den Italienern aber gönnen will, nachdem das römische Imperium auch tausende Jahre nach dem Untergang uns beeinflussen kann.
Viel wichtiger ist ohnehin, wie der Film seinem historischen Anspruch gerecht werden will und zu diesem Zweck hat Matteo Rovere gut recherchiert. So ist beispielsweise der gesamte Rahmen viel kleiner, als man sich nun vorstellen mag. Im Gegensatz zu der glorreichen Sage - die natürlich über die Jahrhunderte episch aufbereitet, dramatisiert und ausgeschmückt worden ist - gingen hier wohl wirklich nur ein paar dutzend, maximal einige hundert Stammesangehörige aufeinander los, was der Film auch in aller realistischer Härte zeigt. Hier gibt es keine schimmernden Rüstungen, prachtvolle Gewänder oder die großen Bauten Roms. The First King ist kein sauberer, polierter Film, sondern dreckig, düster, primitiv und geradlinig, wobei er jedoch weitaus unterhaltsamer ist, als sich das anhört. Hier gibt es keine sauber koordinierte, episch-große Schlacht, sondern einige dutzend Räuber, Jäger, Wegelagerer und Handwerker, die aufeinander eindreschen. Alle Krieger tragen hier maximal eine dürftige Lederrüstung. Man geht auch nicht in geschlossener Formation aufeinander los, sondern wild durcheinander ohne Rücksicht auf Verluste, Gnade oder eine Strategie. Hier heißt es Mann gegen Mann und das auch nur in wenigen Fällen mit simplen Kurzschwertern. Meist gehen die Kontrahenten mit Keulen aufeinander los; mit Speeren, Pfeil & Bogen, langen Messern und mit bloßen Fäusten, wenn es sein muss. Und dabei kann es durchaus sehr blutig zur Sache gehen. Ich empfand den Film teilweise durchaus ziemlich heftig, weil es nicht gerade wenige Gewaltszenen geben und diese recht authentisch inszeniert worden sind. Als Remus einen Aufwiegler umbringt, indem er ihn zuerst von verschiedenen Seiten aufschlitzt und ihm dann ganz langsam das Messer in den Hals sticht, war das schon ein ziemlich derber Moment. Allerdings auch eine von vielen graphischen Spitzen, weswegen ich die FSK 18 hier durchaus gerechtfertigt finde.
Gekämpft haben auch keine Berufssoldaten, sondern Hirten, Schmiede und andere Handwerker; was der Film ebenfalls zur Geltung bringt. Unter anderem nimmt man an, dass der Boden, auf dem die ewige Stadt heute steht, früher einmal Sumpfland umgeben von üppigen Wäldern war. Und auch das macht First King deutlich. Dann kann man davon ausgehen, dass hier zwei bis drei Stämme in einen blutigen Konflikt verheddert waren und schon wieder kann man diese These im Film beobachten. Ein entscheidender Wachstumsfaktor für das römische Königreich war die Aufnahme von Handwerkern, Streunern und Wegelagerern, die aus ihren Gemeinschaften verstoßen wurden. Und wumms - macht Il Primo Re auch hier kein Geheimnis draus. Die großen Götter Jupiter, Mars, Venus, Minerva, Apollo, Vesta oder Vulcan . . . wie sie auch alle heißen, sie tauchen in diesem Film allesamt nicht auf, weil es sie zu dieser Zeit ganz einfach nicht gegeben hat. Stattdessen gibt es hier nur einen Gott. Nämlich den Gott des Feuers, der Leben und Wärme schenken, aber auch Tod und Verwüstung bringen kann. Feuer spielt auch bei einigen archaischen Ritualen eine große Rolle, die im Film gezeigt werden. Wölfe hingegen kommen jedoch so gut wie gar nicht zur Sprache, was wohl eine ganz bewusste Entscheidung war. Letztendlich soll der Film auch realistisch sein und weit nicht so legendenlastig oder mythenhaft, wie andere Verfilmungen. Nicht vergessen: wie befinden uns hier im Jahr 750 vor Christus und damals existierte die hochentwickelte römische Kultur noch gar nicht.
Die Sage jedoch stammt aus dieser Zeit und genau deswegen konnte sich Matteo Rovere nicht einfach auf die Archäologen und Historiker verlassen, weil sie auf manche Fragen selbst keine genauere Antwort geben können. Unter anderem nach dem Konflikt zwischen Amulius und den Brüdern, dessen Ursache hier übersprungen wird. Wir lernen bereits die erwachsenen Brüder kennen und diese sind bereits beim König in Ungnade gefallen.Es wird aber zumindest angedeutet, dass es sich um Streitigkeiten ums Vieh handelt. Wie in der Sage aber werden sie gefangengenommen und müssen einen gewalttätigen Ausbruch wagen. Danach zieht der Film jedoch endgültig seine eigenen Schlüsse und erzählt eine Geschichte von Flucht und feindlicher Übernahme, wobei die Fronten nicht ganz geklärt werden. Tatsächlich haben auch die beiden Brüder ihre dunklen Seiten. Außerdem findet eine glorreiche Krönung von Romulus oder Remus nicht statt. Stattdessen, was im Kontext des Historienfilm und auch im wahren Leben wesentlich mehr Sinn macht, erklärt sich der ehemalige Schäfer einfach zum König über die Meute, die er gerade anführt. Und das kann er deswegen machen, weil er sich als der klügste und erprobteste Krieger erwiesen hat. Wie es zum Streit zwischen Romlus und Remus kommt, läuft hier sogar völlig anders ab als in der Sage. Allerdings hat das auch wieder seinen Reiz, nachdem Remus hier eher aus Liebe und Sorge zu seinem Bruder dermaßen brutal reagiert anstatt einen simplen Streit vom Zaun zu brechen. Wie es sich gehört, endet der Film aber mit dem finalen Angriff der Brüder und dem Tod von Remus.
Alles in Allem war ich doch angenehm von The First King überrascht. Der Film schafft es nämlich perfekt dem authentischen Anspruch auf der ganzen Linie gerecht zu werden. Und zwar, indem er sich dem damaligen Stand der Zivilisation und der Geographie bewusst ist. Gleichzeitig hat sich Matteo Rovere genau die Ereignisse der Sage herausgepickt, die realistisch genug erscheinen, dass sie sich in dieser oder ähnlicher Art und Weise zugetragen haben, während er versucht den Tod von Remus und zumindest den Gedanken hinter dem Königreich Roms plausibel zu erfassen. Leider stagniert der Film in seiner zweiten Hälfte etwas und bewegt sich narrativ kaum noch, was erst in der finalen Schlacht wieder gelöst wird. Bis dahin kann man jedoch einen ziemlich dreckigen, verwilderten, actionreichen und teils blutigen Historienfilm erleben. Mir ist der Film jedenfalls 7,5 von 10 Punkten wert.
"Kommt Geister, die ihr lauscht auf Mordgedanken . . . und entweiht mich!" - MacBeth
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