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Snowpiercer (TNT)

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  • #31
    Leute, die meine Review ein paar Posts weiter oben gelesen haben, können bezeugen, dass ich mit der ersten Staffel schon ganz zufrieden war, obwohl sie leider deutlich einige handwerkliche Fehler und Handlungslücken aufwies. Bei der zweiten Staffel hat man nicht nur diese Fehler bereinigt, sondern auch gleich zwei Gänge raufgeschalten!

    Die zweite Staffel schließt ganz direkt an die erste Staffel an und liefert gleich einmal einen der wichtigsten Faktoren, der in der ersten Staffel gefehlt hat: nämlich den mythenumwobenen Willford, der sich im Laufe der Staffel schon recht schnell als hinterlistige Drecksau par exellence entpuppt. Bei der ersten Staffel gab es ja keinen direkten Bösewicht, sondern lediglich Layton und Cavill, die sich aber eher als Konkurrenten als Feinde verstanden. Beide hatten jeweils nur das Wohl des Zuges im Kopf und setzten sich jeweils Grenzen und Regeln. Doch für Willford gibt es keine Regeln, kein Ehrgefühl, keine Empathie oder soziale Stärke. Er will einfach der Herrscher in seinem eigenen Reich sein und deswegen entfesselt er auch sogleich den Kampf um den gesamten Zug - um SEIN Königreich zurück zu erobern.

    Wie skrupellos Willford ist, macht man schon in der ersten Episode klar, als er den Plan ersinnt sämtliche Personen des Snowpiercers erfrieren zu lassen, damit er sich einen Monat später diesen komplett übernehmen und somit viel mehr Platz und Nahrung für sich hätte. Theoretisch hätte man hier schon einen Schlussstrich ziehen können, doch stattdessen werden beide Fraktionen mit Geschick und Raffinesse auf Augenhöhe präsentiert und man geht in der Story viel weiter entwirft das Szenario eines Kalten Krieges mit einem Eisernen Schott zwischen den zwei Zügen. So gibt es nun den Snowpiercer und gleichzeitig Big Alice, die sich gleichzeitig belauern und versuchen sich diplomatisch auszustechen. Dabei geht es um Spionage, der Präsentation in der Öffentlichkeit, Intrigen, Verrat und heimliche Attentate, wobei man nicht sagen kann, welche der beiden Fronten die Überhand besitzt.
    Willford lotet sofort seine Unterstützung im Snowpiercer aus und installiert ein Sabotage-Netzwerk, was den Leuten um Layton arg zusetzen kann. Bis hin zu brutalsten Attentaten und einer neuen Mordserie, die Bess untersuchen soll und dabei an ihre mentalen Grenzen gerät. Layton hingegen lässt Pike einen florierenden Schmuggel mit Drogen und Nahrung aufbauen. Die Nahrung wandert zu Big Alice und sichert ihm dort Sympathien, die Drogen werden im Snowpiercer verteilt und so sichert er sich hier ebenso Sympathien. Gleichzeitig hat er durch einen forcierten Geiselaustausch gleich mehrere Spione bei Willford untergebracht, die ihn mit Informationen versorgen. Doch der zentrale Streitpunkt ist ein Forschungsprojekt von Melanie, die behauptet, die Erde würde langsam wieder wärmer werden. Nachdem sie diese These auch öffentlich gemacht hat, bleiben Layton und Willford gar nichts anderes übrig als ihr Nachforschungen zu erlauben. Mit diesem Projekt geht Snowpiercer nun auch einen entscheidenden Schritt weiter und geht tatsächlich raus in die freie Eiswüste! Denn Melanie soll die Wetterdaten von diversen Ballonen auf einer Forschungsstation untersuchen, die seit Jahrzehnten vereist ist. Die Serie eröffnet sich, wenn auch sehr zaghaft, einen zweiten Schauplatz, bei dem Cavill auf sich alleine gestellt ist und zunächst einmal überleben muss, was natürlich viel schwieriger ist, als man annimmt. Allerdings beeinflusst es die Situation an Bord des Zugs nicht unerheblich und wird zum Spielball in den Ränkespielen zwischen Layton und Willford.

    Man sieht, hier hat sich inhaltlich sehr viel getan und da passiert auch abseits vom Hauptgeschehen recht viel. Es gibt Raum für Intrigen, es gibt Raum für noch stärkere Atmosphäre, die Hintergründe zum Snowpiercer werden genauer untersucht. Die Situation und der Backround einiger Figuren wird nun greifbarer. Es gibt Raum für deftige Actionszenen. Es gibt Hochverräter auf jeder Seite des Zuges sowie Überläufer. Hinzu kommt nun auch ein neues Ärzte-Team, was versucht die Menschen resistent gegen die Kälte zu machen und damit schon etwas in die Comic-Branche schielt. Aber genau deswegen gibt es hier nun ein paar Variablen mehr, mit denen die Autoren arbeiten können. Gleichzeitig hat man die handwerklichen Fehler in den Dialogen und im Schnitt restlos beseitigt und nutzt auch hier und da einige Flashbacks. Ebenso hat man die Effekte stark verbessert. Ich verweise an dieser Stelle an das große Finale im Aquarium-Wagen.

    Mich konnte die zweite Staffel von Snowpiercer nun vollends mitnehmen. Die Handlung ist nun um etliche Facetten reicher, wobei es Dank einem fabelhaften Sean Bean als Bösewicht endlich auch zwei klare Fronten gibt, die mit allen schmutzigen Tricks arbeiten. Es gibt starke, sehr spannende Storyarcs, mit denen die Szenerie erweitert wird, das Charaktergefüge afugebrochen und neu zusammengesetzt wird. Gleichzeitig hat man alle handwerklichen Schwächen beseitigt und liefert bessere Spezialeffekte ab. Mir ist diese Staffel dicke 9 von 10 Punkten wert.
    "Kommt Geister, die ihr lauscht auf Mordgedanken . . . und entweiht mich!" - MacBeth

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    • #32
      Ich habe die dritte Staffel nun auch durch - all der Schnee tut mir bei diesem Kack-Sommerwetter ganz gut - und muss leider festhalten, dass das Niveau wieder auf das der ersten Staffel abgesackt ist.

      In der dritten Staffel gibt es nun drei klar voneinander getrennte Phasen, die beinahe abrupt ineinander übergehen und jeweils an die drei Folgen umfassen, während das Finale dazu dient die Prämisse für die vierte Staffel einzuläuten. In den ersten Episoden gibt es gleich zwei parallele Geschichten zueinander. Einseits ist da Big Alice unter Layton, die immer mehr und mehr Daten abgreift, um einen Ort mit habitablen Temperaturen zu finden. Dabei handelt es sich eher um eine Survival-Geschichte, denn Big Alice läuft heiß, während gleichzeitig draußen der Eissturm tobt und die Nahrung ausgeht. Eine interessante Kombi, die mit einer Überlebenden und einem mysteriösen Bunker aufgepeppt wird. Andererseits gibt es da Willford auf dem Snowpiercer, der den Zug mit eisernern Hand zusammenhält, verzweifelt Energie und Wasser spart, während er Big Alice nachhetzt. Zur selben Zeit zetteln Ruth und Pike im Untergrund eine Rebellion an, was zu dystopischen Verhältnissen führt.
      In der zweiten Phase hat Layton einen Ort gefunden, der sich lohnen könnte zu besiedeln und schließt Big Alice wieder dem Snowpiercer an, was in einem Katz- und Mausspiel mit Willford endet. Dabei geht es durchaus actionreich und spannend zur Sache und da macht die Serie richtig Laune, nachdem die lange getrennten Figuren mit voller Wucht aufeinanderkrachen. Wichtig hierbei ist, dass Layton zwar die Oberhand erringen kann - nicht zuletzt dank der Rebellion - aber wiederum auf Willford angewiesen ist. Dazwischen eingestreut sind wiederum einige Flashbacks die zeigen sollen, wie verdorben manche Charaktere wirklich sind.
      In der dritten Phase taucht die verloren geglaubte Melanie wieder auf, was wiederum das Charaktergefüge ordentlich ins Wanken bringt. Denn sie stellt sich nun gegen Layton und bildet nach Willford nun eine dritte Front, die den Zug endgültig zu zerreißen droht. Ehrlich gesagt tut das der Dramatik richtig gut, aber gleichzeitig drängen sich für den Zuschauer nun immer ärgerlichere Fragen auf, die mit den wiedergefundenen Kinderkrankheiten zu tun haben.

      Was bei dieser Staffel nämlich wieder stört - genauso wie bei der Ersten - sind die kleinen, aber doch fiesen Logiklöcher, von denen mir besonders zwei Gedächtnis geblieben sind. Da ist zum Beispiel Layton und die Crew der Big Alice, die davon überzeugt sind einen Ort mit normalen Temperaturen gefunden zu haben. Die Datenlage ist jedenfalls klar. Warum beschließt er dann die Leute im Snowpiercer zu belügen? Nur weil die Strecke etwas riskanter ist? Das ergibt nicht wirklich Sinn, denn damit verhält er sich kein bisschen anders als Melanie oder Willford. Ebenso wenig seine Traumsequenz in einer alternativen Realität, auch wenn die Pointe recht pfiffig aufgeklärt wird. Als ob das nicht schon absurd genug wäre, dreht sich auch Melanie wieder wie ein Fähnchen im Wind. War sie in der zweiten Staffel von einem Refugium überzeugt, so ist sie das nun hier nicht mehr und fällt Layton mit aller Gewalt in Rücken, wobei sie bewusst einen neuen Bürgerkrieg anzettelt. Das ist nicht wirklich sinnvoll und auch in keiner Minute glaubhaft. Ärgerlich sind diese Logikfehler deshalb, weil man sie ohne viel Aufwand hätte vermeiden können.
      Immerhin behält Snowpiercer seine ausgewogene, politisch brisante Atmosphäre bei und liefert ein actionreiches Finale ab, was die Grundlage für die vierte Staffel wiederum völlig verändert.

      Spoiler ->
      Layton und Melanie tun sich zusammen und tricksen Willford aus, der verhaftet und mit dem Speeder ins Exil geschickt wird. Er wird also aus dem Spiel genommen. Daraufhin teilen beide den Zug in der Mitte, wobei die eine Hälfte das Refugium sucht und die andere weiterfährt. Tatsächlich findet Laytons Gruppe einen relativ warmen Ort mit Wasser und frischer Luft, doch der Zug ist entgleist und beschädigt. Nach vergangen sechs Monaten leidet Melanie noch immer unter dem Split mit ihrer Tochter, bis sich eine große Explosion direkt vor ihr ereignet. Wie man in der letzten Sekunde erkennen kann, war es eine Rakete. Doch wer hat sie abgefeuert? Layton? Willford? Überlebende?


      Mit diesem Finale hat man zumindest weit genug Neugier für die vierte Staffel, die leider auch die Letzte werden soll. Die dritte Staffel bekommt wegen ihrer nervigen Logikfehler hier wieder nur mehr 6 von 10 Punkten. Also wieder durchaus steigerungswürdig.
      "Kommt Geister, die ihr lauscht auf Mordgedanken . . . und entweiht mich!" - MacBeth

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      • #33
        Obwohl bereits abgedreht, verweigeren TNT in den USA die Ausstrahlung der vierten und finalen Staffel, was vermutlich zum Sparprogramm von Warner gehört. Stattdessen steigen nun die Chancen, dass die vierte Staffel weltweit gleich über Netflix gestreamt werden wird. International war die Serie nämlich von Anfang an bei Netflix; so auch in Deutschland.

        https://www.serienjunkies.de/news/sn...en-116692.html
        "Kommt Geister, die ihr lauscht auf Mordgedanken . . . und entweiht mich!" - MacBeth

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        • #34
          Unglaublich! Da hat es eh schon so lange gedauert, bis die letzte Staffel einen Sender gefunden hat; und da soll man dann immer noch bis Ultimo warten. Von TNT fährt der Schneepflug nun zu AMC und startet dort erst im Frühjahr 2025. Die dritte Staffel startet übrigens im Frühjahr 2022 und somit würden drei Jahre zwischen den Staffeln liegen.

          https://www.serienjunkies.de/news/se...-92892652.html
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