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Fallout (2024; J.Nolan)

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  • #16
    Hab jetzt die ersten beiden Folgen schon mal angeschaut.
    Die erste Folge ist noch etwas zäh geraten. Aber die 2. Folge ist wirklich grandios.

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    • chris.p.bacon
      chris.p.bacon kommentierte
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      Habs nicht über die erste Folge hinweggeschafft.

  • #17
    Ich habe die Staffel nun auch durch und bin schlichtweg von A bis Z total hin und weg! Bisher war das The Last Of Us in aller Munde, wo zumindest die erste Staffel noch als enorm linientreue Adaption gewertet werden kann. So, dass man sie trotz ihrer offenen Schwächen immer noch als bislang stärkste Videospielverfilmung bezeichnete - aber das ist kein Vergleich zu Amazons Fallout, was mir tatsächlich noch viel mehr Laune bereitet hat und für mich das neue Non-Plus-Ultra darstellt.

    Und das gleich einmal inhaltlich. Denn da, wo fast alle Videospielverfilmung versuchen mir auf irgendeine Art und Weise die Geschichte eines bestimmten Spieles nachzuerzählen, mit ein paar Kulissen und Requisiten hier und da, da liefert mir Fallout eine gänzlich neue Geschichte, die aber im gleichen Universum stattfindet. Es ist keine Neuerzählung, sondern eine Ergänzung zum bestehenden Universum, wobei das grandiose Kunststück vollbracht wird, dass sich sowohl Kenner als auch Nicht-Kenner der Videospiele sofort zurechtfinden können. Das hängt damit zusammen, dass man hier drei solide Storylines aufgebaut hat, die lose miteinander zusammenhängen. Chronologisch kommt die Serie sogar an jüngster Stelle und greift die Ereignisse der vorangegangenen Spiele direkt auf; wie etwa den Angriff auf die RNK und Shady Sands, was am Rande auch eine immer größere Rolle einnimmt.

    Die dominate Handlung ist also der "Gegenwart" im Jahr 2296 angesiedelt und ist eigentlich nichts weiter als eine große Schnitzeljagd, die zunächst simpel verläuft, aber immer im weiteren Verlauf immer größere Fragen aufwirft. Für mich diente diese Schnitzeljagd eigentlich nur dazu die Nicht-Gamer in die Welt von Fallout einzuführen; mit all ihren kaputten Perspektiven. Man beginnt in einer Vault, erkundet mit der Protagonistin die Oberfläche, besucht die eine oder andere Ruinen, arrangiert sich mit verschiedenen Charakteren und gerät letztendlich zwischen die Fronten der einzelnen Fraktionen - wie übrigens in jedem einzelnen Videospiel! Um die Sache noch etwas interessanter zu machen hat mich nicht nur den Blickwinkel der Vault-Bewohnerin Lucy, sondern auch von dem Knappen Maximus von der Bruderschaft, die in den ersten Folgen zwar noch alleine sind, aber schon recht schnell aufeinandertreffen. Hier findet auch all die Action statt, bei der es so radikal, bluttriefend und explizit splattrig wie in der Vorlage zugeht; ohne Rücksicht auf Verluste und mit viel zynischem Humor.
    Das macht Spaß, das macht Laune und ist auch bildgewaltig wie solide in Szene gesetzt, aber weit mehr Laune macht der zweite Handlungsstrang, der in der Vergangenheit angsiedelt ist, also den fiktiven 1950ern, und direkt mit dem ersten Storyarc zu tun hat. Hier findet eigentlich ein Teil der effektiven Handlung statt, der letztendlich die Serie auch für Kenner der Spiele interessant macht, weil dort direkt die Ereignisse beleuchtet werden, die zum Atomkrieg und zum Entstehen der postapokalyptischen Kultur geführt haben, und die man eben nur sehr geringfügig in den Spielen nachlesen konnte. Aber auch abseits davon macht der Arc richtig Laune, denn die Flashbacks sind in den ersten Episoden eher wenig und auch nicht besonders lange, nehmen aber in Frequenz und Länge immer stärker zu und rücken die Geschichte von Cooper in den Mittelpunkt, der damals ein Filmstar und Kriegsveteran war und nun als ghouliger Kopfgeldjäger seine eigenen Ziele verfolgt. Ziele, die auch erst nach und nach offensichtlicher werden und Verbindung zu den drei Storyline immer solider machen. Je mehr wir über Coopers Vergangenheit herausfinden, desto mehr ergibt die Welt von Fallout ironischer Weise einen Sinn und das auch durchaus mit brandaktuellem Zeitgeschehen. Bei der immensen Kritik an Vault-Tech musste ich nämlich sofort und ganz prägnant an BlackRock denken. Das ist Storytelling par excellence und gehört in alleroberste Schublade.
    Zu guter Letzt gibt es noch einen nicht so ausufernden Storyarc um Vault 33, der zeigt, wie es nach dem Ausbruch von Lucy weitergeht. Was anfangs auch nur nach zynischem Aufbau der Szenerie aussieht, entpuppt sich spätenstens in der Mittel der Staffel als eigene Geschichte, die nicht minder mysteriöse Fragen an den Zuschauer stellt. Unter anderem gibt hält man ständig mit Vault 32 und Vault 31 Kontakt, trifft sich aber so gut wie nie. In dem pseudo-demokratischen System gibt es Manipulation und Korruption und es wird eine brisante Tatsache nach der anderen vertuscht.

    Am Ende gibt es zwar einen schönen Abschluss für die Staffel bzw. ein einschlägiges Schlussbild, aber dennoch bleiben sehr viele Fragen offen und das gilt für alle drei Storylines. Außerdem möchte ich betonen, dass die Serie an sich extrem kurzweilig rüberkommt und eine Episode tatsächlich unglaublich schnell vorübergeht, was wiederum definitiv für die Serie spricht.

    Klar, die Gamer haben dabei klar den Vorteil, dass man sie mit zahllosen Wiedererkennungsmomenten konfrontiert. Wie etwa die überharmonisierten Vaults, der pseudo-futuristische Stil der 1950er, die Macht eines Pip-Boys, Radaways, riesige Monster wie die Riesenkakerlaken, Ghoule oder einen Yao Guai. Man besucht in der Serie verschiedene Vaults, eine Schrottstatt im Mad Max Stil, überall trifft man auf ziemlich kaputte Nachfahren der Oberflächenbewohner und ebenso liegen überall Skelette in den zerbombten und verfallenen Ruinen herum. Als die Manager von Vault-Tech diskutieren, welche Ideen man für die Vaults umsetzen kann, fiel mir auf, dass man genau diese Vaults auch in den Videospielen besuchen kann. Das gilt allerdings nicht nur für die Kulissen und Requisiten, sondern auch für die einzelnen Fraktionen wie den Raiders, der Bruderschaft, den Überbleibseln der RNK, den Ghoulen und den Vaults. Die Dialoge sind jeweils ganz hervorragend angepasst und im Zusammenspiel mit der Umgebung ist die Serie hier pure Gamer-Wucht! Ein paar Monster hat man wohl ganz bewusst noch nicht gezeigt. Wie etwa das Androiden-Netzwerk, Todeskrallen, Radskorpione und die Fischmenschen. Nachdem die letzte Einstellung jedoch die Silouette von New Vegas zeigt, kann man hoffen demnächst auch die Cazadore auf dem Bildschirm sehen zu können. Mann, wie ich diese Biester in den Spielen gehasst hab.

    Aber auch so macht die Inszenierung richtig Laune, weil man deutlich sieht, dass man keine Kosten gescheut hat. Mal abgesehen davon, dass man auch durch die Bank hervorragende Darsteller verpflichtet hat. Ella Purnell stehen die dunklen Haare richtig gut und liefert eine irre Show als wehrhafte Naivling ab. Ebenso Aaron Moten als Maximus der längst nicht so ritterlich ist, wie er von sich glaubt und ein immer größeres Lügengebilde um sich herum aufbaut. Aber der große Dreh- und Angelpunkt der gesamten Serie ist halt nun mal Cooper bzw. der Ghoul; gespielt von Walton Goggins. Und der Typ ist einfach eine präsente Rampensau, egal wen er spielt und der hatte auch sichtlich Spaß an der Sache. Vor allem als Ghoul, wenn er kaltschnäuzig einen Deppen nach dem anderen erledigt.^^ Ich hab mich jedes Mal gefreut, sobald er im Bild war.

    Fazit: Die allermeisten Videospielverfilmung bis dato sind schlecht, mittlerweile werden sie besser, es gibt sogar schon manche gute Verfilmungen, aber Fallout ist wortwörtlich auf einem ganz anderen Level. Dass man hier eine eigene Geschichte erzählt, ist bei mir schon mal ein dicker Pluspunkt. Dass man dann neben einer extrem kurzweiligen Inszenierung auch noch sowas von dermaßen in die Spielewelt abtauchen kann wie in keiner anderen Videospielverfilmung zuvor abtauchen, finde ich gleich noch viel besser. Hinzu kommen noch die fabelhaft aufgelegten Darsteller, die prächtigen Kulissen und - was mich schon überrascht hat - dass es so gut wie keine Wokeness zu sehen gibt. Ich gebe meine 10 von 10 und freue mich wie Bolle auf die zweite Staffel.

    P.S.: Und gerade hab ich noch gelesen, dass Release auf Blau geplant ist. Aber wahrscheinlich gibt es einen Termin erst kurz vor der zweiten Staffel, die schon diesen Winter kommen soll.
    "Kommt Geister, die ihr lauscht auf Mordgedanken . . . und entweiht mich!" - MacBeth

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