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  • #16
    Zitat von Fiend For Life Beitrag anzeigen

    Das finde ich nun überhaupt nicht. Diese Geschichten - und ich meine nun nicht nur die Ilias, sondern auch beispielsweise das Gilgamesh-Epos, die Nibelungen, die Artus-Sage, Beowulf wie auch die griechischen, römischen und nordischen Heldensagen - diese Geschichten faszinieren die Menschen in dieser Form seit hunderten und gar seit tausenden von Jahren. Länderübergreifend, generationenübergreifend, geschlechterübergreifend. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum derlei Stoffe bei den Studios immer noch beliebt sind. Quasi fast das ganze Publikum abgedeckt und erwiesenermaßen erfolgreich. Und genau dann kommt von irgendwo her so ein dappiger Drehbuchautor oder Studio daher und meint: "Oh, des funktioniert aber heut nimmi, des schreib ma jetz amoi um."
    .
    Das mit dem Funktionieren ist so eine Sache. Letztlich kann man sich von gesellschaftlichen Entwicklungen nicht freimachen. Ob das tatsächliche Publikum das verlangt oder nicht, es wird eine sehr vokale Gruppe verlangen. Die Welt hat sich seit Meetoo einfach verändert und die alten Stoffe sind so meiner Meinung nach nur schwer vermittelbar. Soll heißen, die alten Sagen sind alles R-Rated-Material in einer Welt von heute. Allein das wird keiner tun.

    Aber es gibt ja auch keine originalen Formen der Stoffe. Es gibt vielleicht eine älteste Version, aber die ist in der Regel nicht vom Überlieferer geschrieben. Teilweise Jahrhunderte danach. Und auch ansonsten sind die Stoffe immer wieder über die Jahrhunderte angepasst worden und auch Zielgruppen ausgerichtet. Schon immer. Das dicke Buch über Homers Sagen, das man mir als Kind in die Hand drückte, dürfte auch schon reichlich entschärft worden sein. Das ist eben nicht der Bello Gallico, wo wir eine tatsächliche zeitnahe Überlieferung haben. Oder die Island-Sagas, die tatsächlich in ihrer ursprünglichen Form vorliegen, was nur möglich ist, weil sich das Isländische in den letzten 1000 Jahren nicht wirklich verändert hat.

    Die Ilias hingegen ist Jahrhunderte nach den geschilderten Ereignisse geschrieben worden, in diverse Sprachen übersetzt und dabei immer wieder angepasst worden. Wie die Bibel ja auch.

    Letztlich hat man immer die Möglichkeit sich entweder auf eine vergangene Version festzulegen oder eine eigene Version zu machen. LEtztlich entwickeln sich solche Stoffe immer weiter, nur wir haben irgendwann entschieden, dass wir sie lieber so alt wie möglich mögen ;-)

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    • #17
      Zitat von Brathering Beitrag anzeigen
      Es gibt vielleicht eine älteste Version, aber die ist in der Regel nicht vom Überlieferer geschrieben. Teilweise Jahrhunderte danach.
      Das mag in den meisten Fällen stimmen, doch in der Regel hat sich eine Fassung durchgesetzt und das gegebenenfalls auch schon recht schnell. Unter anderem beruhen fast alle Überstzungen der Ilias auf einer Abschrift, die in Oxford gelagert wird. Im letzten Jahr fand man in Olympia eine uralte Tonscherbe, die auf circa 300 vor Christus datiert wird und einen Teil der Odyssee enthält. Dabei ist der Wortlaut identisch mit dem Homer in Oxford und deswegen geht man davon aus, dass diese Überlieferung kaum bis gar nicht verändert hat. Ansonsten kann man das anhand von Funden zeitlich gut nachvollziehen und einordnen und dabei sind die Inhalte meist nicht sonderlich verschieden. Berühmt ist der Vers des Nibelungenliedes, was um das Jahr 1200 entstand. Vor 10 Jahren ungefähr fand man in Österreich eine Version des Nibelungenliedes aus dem 9. Jahrhundert, was aber in Prosa festgehalten wurde. Der Inhalt war aber der Gleiche.

      Außerdem sollte das Publikum doch sehr wohl in der Lage sein den historischen Kontext zu sehen und das Produkt seiner Zeit einzuordnen. Dass Frauen im Mittelalter verschachert wurden ist kein Geheimnis. Dass die Menschen damals extrem gottesfürchtig waren ist ebenso bekannte Tatsache. Sowohl das Patriarchat und die religiöse Dominanz haben wir in der nördlichen Hemisphäre inzwischen überwunden; wie auch strenge Sittlichkeit der Römer oder Brutalität der Kelten, die abgehackte Köpfe sich gerne ans Pferd gehängt haben. Und das weiß man auch, wenn man sich so eine Verfilmung ansieht: dass es damals ganz andere Sitten und Bräuche gab und diese Zeiten vorbei sind. Das ist in meinen Augen ebenfalls kein Hindernis.

      Problematisch ist für mich derzeit nur der Erwachsenenfaktor, was du schon erkannt hast. In diesen alten Mythen und Legenden geht es Alles andere als zimperlich zu. Noch vor einigen Jahren war das ein größeres Problem, wo mit Nachdruck versoftet werden musste, doch in den letzten Jahren hat sich der Wind wieder gedreht und härtere Streifen sind etwas gefragter. Da sollte es doch auch möglich sein einen brutalen Film ins Kino zu bringen, wenn der Stoff es erfordert. Gerade hier bei Odyseus liegt mein Blutdurst hoch, denn er hat ja Ithaka quasi gewaltsam befreien müssen.

      Da fällt mir ein: weiß denn Jemand, ob es Die Abenteuer des Odyseus schon auf blau gibt? Der Zweiteiler mit Armand Assante hat den Stoff bislang am besten getroffen, aber leider gibt es bislang nur eine DVD.
      "Kommt Geister, die ihr lauscht auf Mordgedanken . . . und entweiht mich!" - MacBeth

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      • #18
        Zitat von Fiend For Life Beitrag anzeigen
        Außerdem sollte das Publikum doch sehr wohl in der Lage sein den historischen Kontext zu sehen und das Produkt seiner Zeit einzuordnen.
        Da habe ich meine Zweifel.

        Ich meine, mit so "kleinen" Filmen wie den 300s kann man das schon machen, aber da kommen dann eben auch entsprechende CGI-Orgien bei raus (abgesehen davon, dass ich den vielgescholtenen 300/2 sogar sehr mochte, gerade wegen seines Umgangs mit dem Stoff der Vorlage), aber irgendein Big Budget-Projekt sehe ich da nicht. Das Publikum für werktreue Umsetzungen antiker Sagen gibt es meines Erachtens nicht in ausreichender Zahl. Ich denke auch nicht, dass es Zufall ist, dass das keiner macht.

        Übrigens zu dem Thema, allerdings auf den Schulunterricht angewandt, ein wie ich finde ganz interessanter Artikel: https://www.zeit.de/kultur/2019-09/l...-metoo-10nach8 Auch wenn ich die Autorin ganz gut kenne, weiß ich nicht ob ich da im einzelnen zustimme. Aber das ist nun von meinem Leben auch recht weit entfernt :zwinker:

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        • #19
          Im Grunde ist es ja heutzutage so dass alles was Historie angeht floppt, erst recht wenn es außerhalb der USA spielt und die Charaktere auch keine Amis sind

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          • Brathering
            Brathering kommentierte
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            Ja, sag ich ja. Das müssen schon die amerikanischen Äquivalente sein, die schickt Marvel halt ins Rennen.

          • movieguide
            movieguide kommentierte
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            Brathering lol... geiler Vergleich, aber da ist was Wahres dran. "Gods of Egypt" wäre auch noch so ein Murks - schlimmer kann man mit mythischen Stoffen eigentlich gar nicht mehr umgehen.
            Zuletzt geändert von movieguide; 19.09.2019, 11:44.

          • Brathering
            Brathering kommentierte
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            movieguide naja, denk mal an Thor... bei den anderen ist es auch nicht so anders. :zwinker:
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