Lovecraft Country (HBO)

Ich hab das Buch gelesen. Hat mir gut gefallen. Ich weiß nicht, wie das in der Serie geregelt wird, aber der ganze Horror-Aspekt ist tatsächlich nicht so wirklich dominierend. Obwohl.... wenns los geht, geht's halt los... Ich sage mal so, es geht schon um schwarze Magie. Nicht unbedingt um Voodoo, das ganze hat eher christlichen Kontext.

Im übrigen würde ich mir wünschen, das Vorgänger-Buch von Matt Ruff, Mirage, würde mal verfilmt. Das ist ne schräge Geschichte, wo am 9.11.2001 ([sic!] zwei Flugzeuge, gesteuert von amerikanischen Redneck-Fundamental-Christen, in die Türme des Welthandelszentrums in Bagdad stürzen und eines in das Verteidigungsministerium in Riad...

Premiere auf HBO nun offiziell angekündigt auf den 16. August 2020.

https://www.serienjunkies.de/news/lo...lt-102392.html

Es gibt einen deutschen Termin; ab dem 13. November 2020 auf Sky Atlantic. Also ebenfalls im Pay-TV.

https://www.serienjunkies.de/news/lo...ky-103562.html

Poster:



Quelle: https://www.blairwitch.de/news/lovec...auen-an-89865/

Habe über die freie Thanksgiving Woche via HBO Max mir Lovecraft Country angesehen. Hat mir gut gefallen, man nimmt sich viel Zeit die Charactere einzuführen und die Figuren auf dem Schachbrett aufzustellen.
Kenne das Buch nicht, habe es mir aber nun für den Kindle gekauft. Hat sich gelohnt durch die ersten beiden Folgen zu schauen, denn nach denen war ich angefixt und wollte es weitersehen. Wer warten kann sollte es lieber Bingen anstatt sich dem ganzen wöchentlich zu geben.
War definitv mal was anderes.

Geht mir da leider anders. Ich schaue 2 Folgen pro Woche auf Sky, und denke, dass Lovecraft Country eine Mogelpackung ist. Weil sie wenig mit Lovecraftschem Horror gemeinsam hat.
Auf jeden Fall weniger, als der Titel (!) verspricht. Stattdessen geht es um Rassismus in der USA der 50er. Das ist auch aktuell noch ein gesellschaftlich relevantes Thema, hat aber nix mit dem Horror zu tun, den ich erwartet habe.

Positiv: die Serie ist sehr musikalisch. Ganz ganz grosses Plus: die Sinnerman-Version, die während des Abspanns spielt. („Das beste an Lovecraft Country ist, wenn der Abspann läuft“ <schulterzuck-Emoji> )

Über diese Serie ist ja schon im Vorfeld kontrovers diskutiert worden. Nicht nur hier im Board, sondern in der gesamten westlichen Welt. Nach der Sichtung kann ich aber nahtlos festhalten, dass sich diese Serie - obwohl sie eigentlich Nix mit BLM oder so nen Blödsinn zu tun hat - sich haargenauso selbst zerschossen hat.

Atticus Freeman hatte einst im Streit seine Familie verlassen und ging zur Army, kämpfte in Korea. Nun bekommt er einen Brief von seinem Onkel George, dass sein Vater verschwunden ist. Mit Alpträumen im Kopf kehrt er nach Hause zurück, um herauszufinden, was mit seinem alten Herren geschehen sein könnte. Zuhause angekommen trifft er auf seine Jugendliebe Letitia und ihre Schwester. Gemeinsam machen sie sich mit George auf die Suche, der versucht einen sicheren Reiseführer für Schwarze zu schreiben. Schon kurz nach ihrer Abreise treffen sie jedoch nicht nur auf Rassisten, sondern Monster, Dämonen und jede Menge Magie.

Anfangs präsentiert sich die Serie gar nicht mal schlecht. Es geht schon mit einem ziemlich wüsten Alptraum von Atticus los, wo er auf dem Mars auf jede Menge schleimiger Monster trifft. Da geht es schon bunt zur Sache und zumindest hier hat man ein paar Momente, wo man einige Wiedererkennungseffekte finden kann. Anschließend dürfen wir erst einmal die Figuren kennenlernen und uns mit dem Szenario auseinandersetzen: dem Südosten der 1950er, der von Rassismus durchzogen ist. Da gibt es Gegenden nur für Weiße, Landstriche nur für Schwarze und wehe eine Person übertritt diese Grenze. Schon hier aber fallen mir die ersten Ungereimtheiten auf, denn der Rassismus der Weißen existiert hier rein zum Selbstzweck, ohne dass er hier näher erklärt wird. Die Weißen sind (mal wieder) einfach so grundlos böse, während die Schwarzen durch die Bank rein gutmütig dargestellt werden. Hier habe ich weit mehr historische Hintergrundinformationen erwarten können, aber diese bleibt uns die Serie die ganze Staffel gegenüber schuldig. Schon alleine deswegen hatte ich hier dauernd das Gefühl, dass etwas fehlt.

Allerdings konnte ich nicht erwarten, dass Lovecraft Country schon ab der zweiten Episode vollkommen die Bodenhaftung verliert und bis zum Ende nicht wiederfindet. Verantwortlich dafür ist besonders das Storytelling, denn da gab es ja sogleich einmal so gar keinen Plan, auf was man hinauswollte. Eigentlich sollte das ja hier eine zusammenhängende, große Geschichte sein, aber trotzdem fühlt sich die Serie wie eine Anthalogie ein, weil in fast jeder Episode eine neue Story angeschnitten und aufgeworfen wird, obwohl einige Stränge immer noch offen sind. Das würde ja sonst in der Narrative auch funktionieren, stünden diese Arcs noch im Raum. De facto verhält es sich allerdings so, als würden sie gar nicht existieren! Immer wieder stehen andere Charaktere im Fokus, immer wieder verhalten sie sich anders, immer wieder erkennt man sie nicht wieder. Dann gibt es - einfach mal so - Zeitsprünge nach vorne und zurück, in andere Dimensionen und auch schon mal rückwärts. Fast jede zweite Episode verfolgt einen vollkommen neuen Ansatz; ständig hat man das Gefühl den Faden zu verlieren und im Dunkeln zu storchen. Sogar die Charakere ändern sich teilweise um 180° und sind kaum noch wiederzuerkennen.
Dabei muss man sich nahezu jeden Storypunkt selbst aus der Nase ziehen, um halbwegs erahnen zu können, um was es eigentlich geht. Für mich ging es irgendwie um irgendeinen uralten Kult, dessen Großmeister in einer anderen Zeitdimension halbwegs rassistisch war und dieses Grundsatzgefühl an seine Nachkommen weitergegeben hat. Ziel ist es die ultimative Herrschaft über eine Art Magie zu erhalten - und das meine ich wörtlich (!!!) - und dabei benötigt man die Schwarzen ganz dringend. Warum weiß ich auch nicht, erklärt wird ja hier ohnehin rein gar Nichts.

Man hat hier das andauernde Gefühl der absoluten Planlosigkeit und das die gesamte Staffel gegenüber. Das alleine schon ist schon schlimm genug und leider verhagelt es sich Lovecraft Country auch noch mit dem Titel und der Woke Culture. Nachdem man hier nun schon Schwarze rein zum Selbstzweck als Opfer aller möglichen Herrenmenschen vorführt, gibt es auch hier selbstverständlich wieder überschwache Frauen, die von alten Dogmen terrorisiert werden und selbstverständlich alte weiße Männer dran schuld sind, während man hier mit dem schwarzen Quotenschwulen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Scheißegal, wie elendig krampfhaft und deplatziert das rüberkommt. Wenn man schon woke sein will, dann schon richtig. Und mit einem Lovecraft, dem großen Kultautor, hatte diese Serie inhaltlich tatsächlich ebenso rein gar Nichts am Hut. Es gibt hier den schleimigen Einstieg, zwei Minuten von 10 Stunden (!!!) und ein paar ganz wenige Zitate und Namen wir Dr. Herbert West - und das war`s!!! Mehr ist da einfach nicht! Außer im Titel gibt`s hier de facto keinen Lovecraft!

Hier gibt es lediglich zwei Aspekte, die mich voll und ganz überzeugen konnten. Das waren das hohe Produktionsniveau auf Augenhöhe mit dem Kino und die teilweise ordentliche Härte der Serie. Wenn die Monster mal kommen, dann spitzt jedenfalls ganz anständig Blut durch die Gegend und auch mit abgerissenen Gliedmaßen wird nicht gegeizt, wobei mir auch die Computereffekte nicht besonders negativ aufgefallen sind. Auch andere Szenen wie das Häuten waren außerordentlich gut getrickst und solide in Szene gesetzt.

Summa summarum kann Lovecraft Country ihrem Titel aber in keinster Art und Weise gerecht werden. Die gesamte Story ist von ihrem Namensgeber so weit weg, wie die Erde vom Pferdekopfnebel. Außer einigen Zitaten und dem eindrucksvollen Intro ist der Kultautor in keinster Weise von Bedeutung. Mit einer überbordenden Planlosigkeit wird man hier von Episode zu Episode geschmissen, ohne hier eine grundsätzliche Story vorweisen zu können, die auch nur halbwegs einen Sinn ergegeben würde. Hier gibt es keinen Grusel, kaum Action, keinen Humor, kein Feingefühl, keine Raffinesse, sondern nur absolut inkonsequentes und inkomtentes Storytelling ohne solide Figuren oder Leitlinien. Schlimmer noch dient die Serie einmal mehr dazu der Woke Culture gerecht zu werden, deren Narrative sie zwar subtiler als manche Kinofilme der jüngsten Zeit verfolgt, aber dennoch nahtlos zur Schau stellt. Wenn ich jetzt einmal ordentlich rassistisch wäre, dann würde ich sagen, nicht mal halbwegs anständige Serien kriegen diese Schwarzen gebacken, aber zum Glück bzw. Dank an Fargo weiß ich es besser. ​ Dass ​Lovecraft Country nach nur einer Staffel rücksichtslos gecancelt worden ist, ist sowas von gerechtfertigt. Bei mir auch nur mickrige 2 von 10 Punkten für das hohe Produktionsniveau und die wohltuende Härte.

https://www.serienjunkies.de/news/lo...ie-107983.html