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El Cid (Ritterserie / Mittelalter-Epos / Amazon)

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    Was für uns der Siegfried ist, für die Schotten Braveheart und für die Skandinavier ihr Ragner, das ist El Cid für Spanier. . . . Der Volksheld hieß mit bürgerlichem Namen Rodrigo Díaz de Vivar, stammte aus Valencia und machte sich im 11. Jahrhundert einen Namen als fähiger Kriegsherr, Raubritter und letztendlich König von Kastilien, der es mit politischem und militärischem Geschick schaffte die islamischem Mauren entscheidend zurückzudrängen, wodurch es den Spaniern später gelingen konnte ihr Land vollständig zurückzuerobern.

    El Cid ist natürlich in Iberien extrem bekannt, im Rest der Welt kennt man die historische Figur vor allem durch den gleichnamigen Klassiker von 1961 mit Charlton Heston und Sophia Loren, der jedoch den Fokus weit mehr auf Rodrigos Privatleben lenkte. Doch die Bedeutung dieses Klassikers ist immer noch so stark, dass es seitdem kaum eine Neuverfilmung gab. . . . Aber seit Amazon für die Serie um Herr der Ringe mindestens 500 Millionen Dollar angesetzt hat, gibt es für den Konzern nun natürlich keine Grenzen mehr, und deswegen sie haben eine Neuverfilmung von El Cids Geschichte angestrengt.

    Mit der Ritterserie kann man nämlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Nachdem Vikings sich nun dem Ende nähert, entsteht ein kleines Vakuum, was man mit El Cid füllen konnte. Wie man im Teaser klarmacht, ist die Amazon-Serie in Optik und Action ganz offen an den Megahit angelehnt. Aber das muss ja auch nicht unbedingt schlecht sein, denn es scheint, als könnte man mit der Serie ein paar epische, actionreiche, spannende und bluttriefende Stunden verbringen, während man auf das Spin-Off von Vikings, dem Spin Off von Game Of Thrones und den nächsten Staffeln von The Last Kingdom wartet. Außerdem wäre es für die Plattform die erste wirkliche Historienserie im großen Format, mit der sich zahlreiche Abonennten aus Spanien und Südamerika locken ließen.

    Wie es sich gehört, wurde El Cid in Spanien gedreht, wobei es sich natürlich auch größtenteils um eine spanische Produktion handelt. Als Showrunner, Produzent, Autor und Regisseur dient Jose Velasco, der in Spanien schon seit 20 Jahren im TV-Geschäft unterwegs ist; sowohl Serien und Dokumentationen gedreht hat. Die Hauptrollen spielen Jaime Lorente, den man von Haus des Geldes her kennt, sowie Sarah Perles und Pablo Alvarez. Ungewöhnlicher Weise wurden von der großen Produktion gleich zwei Staffeln bestellt, die jeweils fünf Episoden haben werden. Einen Termin gibt es bislang noch nicht. Bis spätestens zum Frühjahr 2021 sollte man jedoch damit rechnen.

    "Kommt Geister, die ihr lauscht auf Mordgedanken . . . und entweiht mich!" - MacBeth

  • #2
    Deutscher Trailer. Also zumindest deutsch gesubbt. Sieht nach außen hin richtig schön episch, groß produziert, actionreich und sehr brutal aus. Für mich auf alle Fälle interessant.

    "Kommt Geister, die ihr lauscht auf Mordgedanken . . . und entweiht mich!" - MacBeth

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    • #3
      Nachdem ich die letzten paar Tage noch ein paar Stunden mehr hatte, konnte ich El Cid auch noch zwischenreinschieben. Lediglich fünf Episoden zählt die erste Staffel und deswegen ist der Umfang nicht gerade groß; sowohl in der Spielzeit als auch im Inhalt.

      Denn einmal abgesehen von einem kurzen Flashback in der ersten Episode, die den kindlichen Rodrigo zeigt, umreißt die erste Staffel gerade einmal wenige Wochen, in denen nicht allzu viel passiert. Wir lernen den jungen, ungestümen und doch Königstreuen Rodrigo kennen, der als Knappe im Dienste des Prinzen Sancho steht. Er ist frech, impulsiv, manchmal auch etwas naiv, aber er hat bereits feste Vorstellungen von Moral und Ehre, was ihn jedes Mal Ärger mit den anderen Knappen einbringt. Doch sowohl Ferdinand als auch Sancho halten großen Stücke auf ihn. Seine Stunde schlägt, als er von einer Verschwörung gegen den König Wind bekommt. Doch viel Zeit für Nachforschungen hat er nicht, denn die islamischen Herrscher Saragossas haben Ferdinand um Hilfe ersucht. Das Königreich Sevilla unter der Führung von Ferdinands Cousin bedroht die Stadt, die Sancho seinen besten Rittern befreien soll. Der junge Rodrigo ist mittendrin.

      Tjoar, ich würde ja jetzt nun wirklich etwas mehr schreiben wollen, aber mehr Inhalt gibt es bei der ersten Staffel von El Cid zumindest noch nicht. Die erste Staffel umreißt tatsächlich nur wenige Wochen und Monate, in denen auch nicht allzu viel geschieht. Wir dürfen einigermaßen die Charaktere kennenlernen und erfahren, dass es sich Rodrigo gerne einmal mit seinen Rittern, dem Prinzen und auch mal dem König verscherzt, aber nicht allzu sehr kritisiert wird, weil sie ihn mögen und eine Lebensschuld existiert, die der Königshof ableisten zu hat. Rodrigo dankt es dem König heimlich, indem er ihn und den Prinzen vor Schaden bewahrt. Einerseits heimlich hinter den Kulissen, als er ein Mordkomplott vereitelt, andererseits neben Sancho direkt in der Schlacht und bei diversen Zweikämpfen.

      Nachdem wir uns schon einmal mit einer Verschwörung konfrontiert sehen, setzt sich El Cid auch ein wenig mit dem gesamten politischen Bild der damaligen Zeit auseinander. Frauen sind stets den Männern hinten angestellt und in der Hierarchie kaum von Bedeutung, was die Wut und den Neid der Königin und der Prinzessin erweckt, was selbstverständlich abermals in einigen tödlichen Intrigen endet. Diese gehen fast schon einher mit der kriselnden Lage zwischen Leon, Sevilla und Saragossa, die sich gegenseitig versuchen auszubooten und abermals für Ränkeschmiede sorgen, die wegen Rodrigos eingreifen sich immer mehr auf ihn selbst fokussieren. Gleichzeitig hat der Islam mehr als die Hälfte der iberischen Halbinsel noch fest in der Hand, wobei brutale Konflike unter den Moslems eher die Ausnahme sind, bei den Spaniern aber an der Tagesordnung. Das ist auch der Grund, warum sie mit Geld und Geschick eher die Spanier aufeinanderhetzen und sich sehr genau aussuchen, wem sie Schutzgeld zahlen wollen und wem nicht.
      Allerdings - und das ist hier leider ein großes Manko - bekommen wir von diesen politischen Schachzügen, der brisanten Gesamtsituation und den tödlichen Intrigen kaum etwas mit, weil hier bei gerade einmal fünf Episoden wirklich sehr viel Zeit für diese Dinge fehlt und die Serie sich dann doch lieber auf den Charakter von Rodrigo stürtzt. Das macht die Serie nicht einmal schlecht, indem auch auf feinere Nuancen achtet und sein Gefühlsleben etwas genauer unter die Lupe nimmt. Jedoch war es für mich dabei sehr angenehm, dass seine geliebte Lucia keine so große Rolle einnimmt, wie im alten Kinofilm; die Serie also immerhin auch in gutes Stück authentischer und realisitischer ist.

      Das hat El Cid also zumindest schon einmal gut hinbekommen und auch sonst achtet die Show auf historische Genauigkeiten. Zum Beispiel beim Verhalten am Hofe, dass die muslimischen Herrscher an einigen vor-islamischen Traditionen immer noch festhielten, dass Ehre für die Iberer ein eng gefasster Begriff war und dass es auf den Schlachtfeldern durchaus sehr sehr blutig zur Sache gehen konnte. Es gibt hier zwar nur eine recht kurze Schlachtszene, die jedoch dafür schon breit angelegt, mit etlichen Komparsen angesetzt ist und etliche sehr blutige Momente bereithalten kann. Mit besten Erinnerungen an Braveheart.

      El Cid ist mit der ersten Staffel auf jeden Fall noch weit davon entfernt das neue Vikings oder Next-Gen-GoT zu sein. Dafür ist die Premierenstaffel mit fünf Episoden einfach viel zu kurz. Das spürt man auch in der Serie selbst, nachdem die politische Situation, die höfische Situation und blutigen Intrigen oft nur tangiert werden. Dafür legt die Serie eine akzeptabele Authentizität an den Tag, konzentriert sich auf El Cid als historische Figur und eben nicht die Liebesgeschichte und liefert mir brutalste Schlachtszenen. Immerhin doch vielversprechend und damit 6,5 von 10 Punkten.
      "Kommt Geister, die ihr lauscht auf Mordgedanken . . . und entweiht mich!" - MacBeth

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