Den Anfang haben für mich KISS in Stuttgart gemacht, was ich total vergessen hatte. Ich war komplett überfahren, als mir mein alter Herr die Tickets vor die Nase gehalten hat. Also nach der Arbeit nach Hause, duschen, essen und gleich wieder ab zwei Stunden nach BaWü brausen. Dort angekommen sind mir gleich die französischen Autoschilder aufgefallen, was heißt, dass die Band immer noch ein großer Besuchermagnet ist. Ich muss sagen, die Schleyer-Halle schien mir auch komplett ausgebucht zu sein. Man hat zwar angeblich etwas rennoviert, aber die Ausschilderung über Blöcke und Sitze hat man natürlich nicht verbessert. XD Egal . . .
Vor dem Einlass kam mir das Publikum noch ganz normal vor, obwohl mir da schon die bunte Mischung aufgefallen ist. Von einem ausgeglichenen Frauenanteil über alle Altersklassen hinweg und nicht wenige waren typisch maskiert und geschminkt. Vor dem eigentlichen Beginn durften dann nochmal The New Roses ran, die sich gegenüber letztes Mal ordentlich gesteigert haben. Die Musik ist und bleibt immer noch absolut nichtssagend, aber die Jungs kamen wesentlich sympathischer rüber; ohne dauernd krampfhaftes Englisch oder dumme Scherze. Nachdem das Publikum sogar da schon kräftig mitgemacht hat, konnte der Abend auch nur besser werden.

Gut eine Woche später schlugen dann Guns N´ Roses in München auf; bei einem Stadionkonzert wohlgemerkt und für mich somit das erste Stadionkonzert nach über drei Jahren. Ich muss zugeben: Ich hatte auf diese Show keine so besondere Lust. Seit KISS eine Woche zuvor und monatelanges Durcharbeiten spüre ich, wie mein Körper endlich nach Urlaub verlangt. Außerdem habe ich derzeit ständig ein anderes Großprojekt im Kopf und ironischer Weise das letzte Mal, im Jahr 2019, auch Guns N´ Roses im ein- und demselben Olympiastadion, was ich nicht so berauschend in Erinnung habe. Technisch gesehen war die Show 2019 absolut perfekt, nur kam mir das Publikum unsicher vor, wie sich Axl und Slash auf der Bühne verhalten würden, ob die Show auch standhält und ob es nicht nur rein um Kohle ging. Dementsprechend war die Laune in der Crowd nicht die beste, obwohl es lichte Momente gab. Ich würde es eher neugieriges Beobachten anstatt Jubel interpretieren. Ging mir aber ehrlich gesagt auch nicht anders. Summa Summarum dauerte die Show damals auch nicht länger als zwei Stunden, ging aber planmäßig ohne Störung oder Skandale oder Ärgernisse zuende.
Nun, nach zwei Jahren Covid-Schwachsinn gab es also nun erst mal die richtige Bewährungsprobe. Schon die Hinreise hat mich etwas genervt. Kaputt von der Arbeit und dann noch ÖPNV mit dieser saudummen Maske, an die sich zum Glück kaum noch Jemand dran gehalten hat. Nach dem Konzert hatte übrigens kaum noch einer die Maske in der U-Bahn auf, ohne dass sich die Polizei in irgendeiner Art und Weise dran gestört hätte. Zu meinem Glück hielten sich die Temperaturen in Grenzen, obwohl die Sonne brutal herunterkrachte. Am schlimmsten war die Schlange beim Merchendise, wo ich mir ein hübsches T-Shirt gesichert hatte. War diese Stunde erst einmal herum, besserte sich meine Laune, als ich feststellte, dass ich unter dem Dach der sonnenabgewandten Seite saß. Sprich: weg vom Sonnenlicht, kühler Schatten, ein kühles Bier dazu und die Blicke von einem jungen Mädchen. . . Ijo, war also gar nicht soooooo schlecht, noch bevor die Band spielte. XD
Ich konnte dann die erste Vorband noch ein wenig mitnehmen, wie Gary Clarke Jr. auf der Bühne stand, der sich eher den Wurzeln des Hardrocks widmete. Also dem traditionellen Blues mit eher härteren Gitarren, was sich zunächst interessand fand, aber sich nach 15 Minuten als nerviger Gleichklang herausstellte. Man konnte allerdings schön beobachten, wie das Stadion immer voller und voller wurde, bis dann circa 19:50 Uhr die Gunners auf der Bühne standen und Gas gaben. Selbstverständlich gleich mit ein paar schnelleren Songs wie "It`s so easy" und darunter auch das weithin unterschätzte "Chinese democrazy", wobei die Stimmung zunächst nicht über die Atmosphäre von 2019 hinauskam. Obwohl - das muss ich zugeben - das Publikum mir schon freudiger und offener vorkam. Für meinen Geschmack wurde dann auch "Welcome to the jungle" schon ziemlich früh verheizt, während man eher Underdogs wie "Double talkin` jive" hinterhersetzte. Aber zu meiner Überraschung auch einen Song von Velvet Revolver; der Solo-Band von Slash. Das erweckte den Eindruck, als ob die Band in den letzten drei Jahren tatsächlich wieder zusammengewachsen wäre und nun wieder Spaß an der Sache hätte, was wohl nicht nur mir so ging. Und siehe da, das Publikum begann nun langsam, aber deutlich spürbar aufzuwachen. Vielleicht lag es aber auch an den zahlreichen Gin Tonics, die um mich herum konsumiert worden sind. XD Sogar als man die Coverkiste auspackte und einige Stücke von den Stooges brachte; allen voran "I wanna be your dog". Jedenfalls bemerkte ich nun bei jedem Stück eine kleine, leise Steigerung, die mir die ukrainischen Flaggen bei "Civil war" fast versaut hätten. Axl Rose wusste das wohl und verzichtete verbal auf jedes politische Statement und nach dem Song wurden die Flaggen wieder abgebaut. Dessen ungeachtet stellte Axl die Band vor und da waren wir in München schließlich endgültig der Meinung, dass die Gunner wieder zusammengefunden haben. Schon alleine wegen der boshaften Scherze von Axl in Richtung Slash, der sich grinsend auf seinen Part einstellte.
Slash hat daraufhin ein Solo herausgehauen, dass es uns allen die Parasiten aus der Fresse gezogen hat. Richtig lange, abartig schnell, Slicks wie ein einem anderen Stern und mit einer Mordsausdauer. Ich und die anderen Besucher waren wortwörtlich sprachlos.

Also auch, wenn das Konzert etwas durchwachsen begann, für meinen Geschmack bzw. mein Konzertverständnis, so konnten die Gunners letztendlich triumphal nach Hause gehen und hinterließen durch die Bank breit grinsende Gesichter beim gesamten Publikum. Sogar außerhalb des Geländes wurden anschließend die tragbaren Boxen ausgepackt und es lief weiter Guns N´ Roses, während jung und alt bei Bier und guter Laune beieinanderstanden. War also im Endeffekt ein sehr schöner Abend.

Das ganze spezielle Projekt, auf das ich schon vorher Jahre gewartet habe, das steht noch aus. Und mittlerweile dreht sich mir der Magen um vor Sorge, es könnte wegen der aktuellen Umstände und dem restlichen Covid-Schwachsinn nicht hinhauen. Aber das werden wir nächste Woche sehen . . .

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