Die einen wollen satte 20,-€ für ein stinknormales Keepcase, die anderen haben nur die ebenso teure Limited Edition mit dem Poster, was mich nicht interessiert und keinen Bonus liefert; und im nächsten Laden ist der Bestand schon längst ausverkauft. Na dann haben wir halt eben online bestellt und damit basta mit der Pasta.Immerhin gab es die neue Scheibe von Grave Digger bei den Neuheiten zu sehen, wo ich mir nach 12 Jahren Abstinenz das neue Album "Symbol Of Eternity" geleistet habe. Nach "The Clans Will Rise Again" hatte ich nämlich schon das Interesse etwas verloren, nachdem die Band schon ab "Liberty Or Death" anno 2007 begann recht eintönig zu werden. Die bisherigen Singles klangen allerdings gut und deswegen gab es von mir auch die faire Chance, die sich aber letztendlich doch etwas durchwachsen angehört hat.
Nach dem obligatorischen Instrumental-Intro kommt der ebenso obligatorische Nackenbrecher, der mich aber nicht besonders fangen konnte. Gleich hinterher kommt aber schon der Ohwurm "Hell is my pugatory", während die Scheibe mit "King of the Kings" wieder etwas absackt. Erst mit dem langsameren Titelsong taut das Album langsam auf. Der Unplugged-Titel ist schön ruhig, der Chorus episch und mit "Heart of the warrior" findet sich auch wieder ein angenehm schnellerer Song. Überhaupt gefielen mir die ruhigen Sachen hier tatsächlich etwas besser, wovon "The last crusade" und "Grace of god" bei mir am besten abgeschnitten haben. "The last crusade" hat etwas fatales, niederschmetterndes an sich mit pfiffigen Tempowechseln und "Grace of god" gibt sich mit Synthi-Orchester und nettem Acoustic-Intro schön episch ist trotzdem abwechslungsreich. Den Rest habe ich dann einfach als die typischen Lückenfüller abgehackt, weil sie mich doch ziemlich kalt gelassen haben.
Als Bonus gab es dann auch einmal die Studioversion von "Hellas Hellas" drauf; dem Klassiker von Vasilis Papakonstantinou. Der Song ist unter dem Originaltitel "Ελλάς" selbstverständlich in Griechenland ein immenser Klassiker, der aber bei Digger schon seit über 20 Jahren zur Setlist auf dem Peloponnes gehört. Hier nun also endlich die Studioversion, bei der tatsächlich auch Vasilis Papakonstantinou in einigen Strophen seine Vocals beisteuert. Schlecht an dem Cover . . . oder was heißt "schlecht" (?) . . . die aktuelle Version ist nun einfach ein ganzes Stück bulliger und etwas träger, was aber Geschmackssache sein dürfte. Unbestritten hatte ich aber leider den penetranten Eindruck, als ob Vasilis Papakonstantinou - inzwischen auch schon über 70 - mehr als einmal die Luft wegbleibt und er sich mehr schlecht als recht durch den Gassenhauer quält. Gut allerdings ist schon mal die Tatsache, dass es hier nicht nur ein wesentlich längeres Gitarrensolo gibt, sondern auch gleich ein zweites obendrauf; dass ebenso Chris Boltendahl das Teil in perfektem Griechisch schmettert zu guter Letzt, dass "Hellas Hellas" immer noch ein verf?%$t geiler Ohrwurm ist!
Alles in Allem würde ich aber hier einen Vergleich mit Iron Maiden und ihrem "Senjutsu" ziehen: es ist zwar nicht der große Wurf, aber es geht definitiv wieder in die richtige Richtung und ist mir darum 6,5 von 10 Punkten wert. Ich würde mir darum einmal wünschen, dass die Jungs mal wirklich eine längere Kreativpause einleigen um wieder Kraft für stärkere Alben zu sammeln.
Mit diesem Wink vom Zaunpfahl kommen wir aber zu "Deceivers", dem neuen Teil von Arch Enemy, und das ist wirklich schon ein ganz extremes Brett, wo man den prinzipiellen Unterschied zu Grave Digger volle Kanone heraushören kann. Die Totengräber sind zwar allesamt Musiker mit Leib und Seele, aber wenn man innerhalb von 10 Jahren ganze sechs Studioalben heraushaut - SECHS Stück (!!!) - dann stellt sich leider ziemlich schnell der Gleichklang ein und die Kreativität nimmt rapide ab. Nicht aber so bei den Erzfeinden, denn die haben in der gleichen Zeit gerade einmal drei Alben mit einem durchschnittlichen Abstand von vier Jahren veröffentlicht; zwischen "Will To Power" und "Deceivers" liegen satte fünf Jahre! Und diese kreative Pause hört man ebenso deutlich, den Band hat so ziemlich Alles aufgefahren, was im Metal alles möglich ist. "Deceivers" ist ungeheuer vielseitig; manchmal abartig schnell, manchmal langsam und doch kraftvoll. Manchmal brutal, dann wieder verspielt und harmonisch. Alissa growlt wie Sau, kreischt wie ein Tier und greift trotzdem wesentlich öfter nun auf ihren Mezzosopran zurück. Im einen Moment ist die Band noch melodisch und dann geht wieder die Post ab.
"Handshake with hell" läutet das Album schon einmal perfekt ein. Kurzes Intro und dann BUMM! "Deceiver, deceiver" geht dann ja gleich noch einmal eine Stufe schneller ab, was dann erst in den Strophen vollends reinhaut. "In the eye of the storm" jedoch überascht uns dagegen viel mehr mit Melodie, wobei subtil der Tepper-Klassiker "No easy way out" untergemischt wird. Auch die anderen Songs wie "Poisoned arrow", "House of mirrors", "Spreading black wings" oder der Rausschmeißer "Exiled from earth" hauen rein ohne Ende. Ich möchte jetzt nicht alle Titel auflisten, denn es ist eigentlich egal, was ich nennen würde. Denn "Deceivers" gehört zu den ganz wenigen Alben, die sich wahrhaft das Siegel >>All Killer No Filler<< verdient haben. Das hier ist mit ganz weitem Abstand die beste Scheibe von Arch Enemy und für mich sogar wesentlich stärker als das ohnehin unsterbliche "War Eternal".
Würde ich das Album des Jahres 2022 bennen wollen, dann würde ich "Deceivers" zweifellos ganz ganz vorne sehen und ich sehe es schon kommen, dass es sich bei mir zwischen Ozzy und Arch Enemy entscheiden wird. Denn meine Inuition sagt mir, dass "Patient Number 9" ebenfalls ungeheuer stark ausfallen könnte. Aber das hier? Einmal mit einem Wort zusammengefasst: GEIL und 10/10!


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